Angeln ist mehr, als nur am Wasser zu sitzen: „Gummiköder Marke Eigenbau“

Vorwort: Unter dem Motto “Angeln ist mehr, als nur am Wasser zu sitzen” wollen wir in Zukunft in lockerer Reihenfolge Berliner Anglerinnen und Angler vorstellen, für die Angeln mehr als nur eine kurzweilige Freizeitbeschäftigung ist. Denn Angeln kann viel mehr sein, als nur am Wasser zu sitzen und Fische zu fangen. Den Anfang macht dabei ein Angler, dem es nicht ausreicht, seine Gummiköder einfach nur im Angelladen zu kaufen: Er stellt sie in seiner Freizeit in Handarbeit selbst her. Um mehr darüber zu erfahren, habe ich Ingo Fahrenbruch in seiner Werkstatt besucht.

Galerie: Zu Besuch bei Ingo Fahrenbruch (l.) mit einer kleinen Einführung in die Herstellung von Gummiködern.


Lieber Ingo, zum Anfang kurz ein paar Wort zu dir.

Hallo Christian, ich bin Ingo, 39 Jahre alt, hauptberuflich im Dienstleistungssektor als Angestellter tätig und meine große Leidenschaft ist das Angeln bevorzugt auf Raubfische.

Wie bist Du zum Angeln gekommen?

Ich habe mit 12 Jahren eine Rute geschenkt bekommen und bin damit immer am Dorfteich angeln gegangen. Dort habe ich einen älteren Mann kennengelernt, der mir viele Tipps gegeben hat. Zudem hat mich die Ruhe und Entspannung am Angelgewässer fasziniert. Ich habe dann meinen Angelschein gemacht und bin über verschiedene Vereine vor ein paar Jahren letztendlich zu den Wanderanglern gekommen. In diesem Verein existiert noch ein richtiges Vereinsleben, danach habe ich immer gesucht.

Und wie kamst Du auf die Idee, deine eigenen Gummiköder herzustellen?

Als gelernter Maler und Lackierer bin ich vom Typ her sehr kreativ veranlagt. Mir schwirrte schon immer die Idee im Kopf einmal etwas „Eigenes“ zu entwickeln. Und so kam mir der Gedanke – statt immer zu kaufen – könnte ich doch auch selbst Gummiköder nach meinen Vorstellungen gestalten und herstellen.

Was braucht man dazu bzw. wie entsteht so ein Gummiköder?

Zuerst einmal eine Idee, etwas Fantasie und viel Durchhaltevermögen, da vom ersten Schritt bis zum fertigen Produkt doch schon mehrere Monate vergehen können. Ganz am Anfang mache ich mir eine Papierskizze, die ich dann in eine Software übertrage, um daraus mittels 3D-Drucker einen Prototyp aus Plastik herzustellen. Eignet sich dieser für eine Produktion, dann kommt er zuerst in eine Latexform, welche dadurch seine Konturen annimmt. In der daraus entstandenen Gussform entsteht im nächsten Schritt der eigentliche Köder aus Gummi, welcher mit Farben und Glitzerpartikeln versetzt wird. Nach einem erfolgreichen und ausgiebigen Test am Wasser entsteht letztendlich in einer speziell veredelten Gussform die Serienproduktion des Gummiköders.

 

Was ist das Besondere an deinen Gummiködern?

Sie sind zu 100% handgemacht, dadurch wird jeder Köder zu einem Unikat und sie sind frei von Weichmachern und somit ungiftig, umweltfreundlich und sogar recyclebar.

Stichwort: WAVE23 – Stell uns deinen Köder doch einmal vor!

Sehr gern!  Mein WAVE23 entstand 2023 aus meiner Leidenschaft und dem Respekt gegenüber meinem Anglerverein: “Wanderangler e.V.” Mein Vereinsvorsitzender hatte mich gefragt, ob ich nicht einen Vereinsköder herstellen möchte. Ich fing direkt an mit der Arbeit und nach fünf Monaten war der WAVE23 geboren. WAVE23 steht dabei für: WAnderangler VEreinsedition 2023. Es gibt ihn in zwei Größen als WAVE23 9cm/ 3,5 Inch mit einem Ködergewicht von 5 Gramm und als WAVE23 14 cm/ 5,5 Inch mit einem Ködergewicht von 24 Gramm.  Mittlerweile habe ich eine Vielzahl an Variationen von ihm erstellt, welche mit verschiedenen Extras und Funktionen ausgestattet sind. Nennenswert sind dabei unter anderem die Varianten:

  • „WAVE23 White Moon“: Er ist UV aktiv und leuchtet unter Wasser.      
  • „WAVE23 Anaconda Face RedPoint Tiger“: Mein erstes Modell mit Airbrush-Technik.
  • „WAVE23 Reptil“: Er ist Ultra-UV aktiv zu jeder Tages- und Nachtzeit und hat eine fluoreszierende Präsenz.
  • „WAVE23 Gold Edition“: Er hat im hinteren Bereich eine integrierte Lockstofftasche für Aromakapseln

 

Wo können Interessierte deinen WAVE23 erwerben?

Ich habe einen kleinen Online-Shop, dort kann man meine Köder samt passendem Zubehör kaufen. Hier findet man auch weitere Informationen und Bilder zu den Ködern sowie Videos, die sie bei der Entstehung und in Aktion im Wasser zeigen.

Planst du neben dem WAVE23 noch weitere Gummiköder oder Produkte zu entwickeln?

Nein, vorerst nicht. Der WAVE23 ist zu „meinem Baby“ – meinem Hauptköder – geworden, auf den ich in nächster Zeit erst einmal den Fokus setze. Seine Weiterentwicklung und Optimierung stehen aktuell im Vordergrund. Man muss ehrlich sein, die Entwicklung eines Gummiköders ist sehr umfangreich und kostet auch viel Zeit und Geld.


Machst Du eigentlich alles allein oder hast Du dabei auch Unterstützung?

Von der Entwicklung, über die Herstellung bis hin zum Vertrieb samt Website mache ich alles komplett allein. Aber ich habe ein Team, das mich dabei unterstützt! Es besteht aus meiner Familie sowie Arbeits- und Vereinskollegen. Ein richtiges kleines, aber starkes Team, das weit verstreut ist. So wohnt zum Beispiel einer an der deutsch-niederländischen Grenze oder ein Geschwisterpärchen im Oderbruch. Sie alle machen Werbung für mich, testen neue Köder aus, sind bei der Namensfindung kreativ dabei und beraten mich. Über neue Teammitglieder, die mich unterstützen und meinen WAVE23 bekannter machen wollen, freue ich mich natürlich immer. Nicht zu vergessen ist auch der Steuerberater, den ich extra nur fürs angemeldete Kleingewerbe beauftragt habe.


Letzte Frage: Wohin soll die Reise gehen: Bleibt es beim Hobby oder ist da mehr geplant?

Es ist bereits mehr als nur ein Hobby! Seit Juli 2023 besteht das Kleingewerbe. Ich habe ein klares Ziel: Ich will den WAVE23 zur Marke machen. Erst wenn alle Anglerinnen und Angler einen WAVE23 in der Köderbox haben – dann ist das Ziel erreicht!


Lieber Ingo, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin.

Danke!

Anmerkung Juni 2024: Leider musste Ingo Fahrenbruch kurz nachdem Interview seinen Shop schließen und das Gewerbe abmelden. Er bleibt aber dran am eigenen Köder und will – wenn die Zeit reif ist – neu starten. 

Bildergalerie mit weiteren Köderfotos und Fangerfolgen

Mitmachen erwünscht: Für Euch ist Angeln auch mehr, als nur am Wasser zu sitzen? Dann schreibt mir kurz per E-Mail: oeffentlichkeit@landesanglerverband.berlin was ihr alles rund ums Angeln macht. Ganz egal, ob es die eigene Futtermischung ist, ihr selbst Posen, Bleie, Futterkörbe baut oder besonders aktiv im Vereinsleben seid. Jede Geschichte hilft dabei, die Vielseitigkeit unserer Leidenschaft „Angeln“ der Öffentlichkeit näherzubringen.

Christian Polinna
Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Fotos: 1-4 Christian Polinna, alle weiteren Ingo Fahrenbruch